In Qamişlo ist mit dem Bau eines Gesundheitszentrums für Frauen und Kinder begonnen worden. Die Poliklinik ist ein Projekt von Avahî und der Frauenstiftung WJAR in Rojava.
Seit mehr als drei Jahren wollte das Projekt „Avahî – Solidarity Construction Rojava“ mit seiner Kooperationspartnerin, der Stiftung der freien Frau in Rojava (WJAR), eine Poliklinik in der Demokratischen Föderation Nordsyrien bauen. Nun wird endlich gebaut, wenn auch anders als die Avahî-Internationalist*innen lange Zeit dachten.
Fluchtursachen bekämpfen, Aufbau einer alternativen Gesellschaft unterstützen
Inmitten der kargen Wüste des Iraks, wo es im Sommer schon mal 50 Grad heiß werden kann, leben seit rund 20 Jahren 12.000 Menschen im Flüchtlingscamp Machmur. Doch Machmur ist nicht irgendein Flüchtlingscamp: Hier leben Menschen, die ursprünglich aus Nordkurdistan stammen und deren Dörfer in der Botanregion Anfang der 90er Jahre von der türkischen Armee zerstört wurden. Statt daraufhin in die Vororte der Metropolen zu flüchten, entschieden sich die Menschen in Südkurdistan ein neues und kollektives Leben aufzubauen. Nach einer Odyssee und Vertreibungen aus insgesamt sieben Camps kamen sie schließlich 1998 nach Machmur.
Mitten in der Wüste ist es den Bewohner_innen von Machmur gelungen, einen Prototyp für eine alternative Gesellschaft aufzubauen. Das Camp wird durch basisdemokratische Rätestrukturen selbstverwaltet. Die Menschen organisieren sich in Volks-, Frauen- und Jugendräten, bilden Komitees und Räte für verschiedene Lebensbereiche wie Bildung, Gesundheit oder Ökonomie. Auf diese Weise bauen sie ein selbstbestimmtes Leben auf. Die Revolution von Rojava und die Ausrufung der Selbstverwaltung in Shengal fußen auf den jahrelangen Erfahrungen der Demokratischen Autonomie im Camp Machmur.
Doch das bedeutet nicht, dass es in Machmur keine Probleme gibt. Offiziell handelt es sich um ein Camp des UNHCR, doch das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen hat seit dem IS-Angriff auf Machmur im Jahr 2014 schlichtweg alle Hilfen eingestellt. Das Camp befindet sich defacto unter einem ökonomischen Embargo. Hinzu kommen die Schwierigkeiten, die das Leben in der Wüste mit sich bringen: Wassermangel und nur wenige Stunden Strom am Tag gehören zum Alltag im Camp.
Besonders im Bereich der Gesundheit machen sich diese Probleme bemerkbar. Fehlende technische Ausstattung und Medikamentenmangel, aber auch das Fehlen eines Krankenwagens gehören zu den größten Herausforderungen, mit denen die Ärzt_innen im Camp zu kämpfen haben. Dennoch leisten sie unter den schwierigen Bedingungen eine herausragende Arbeit. Die medizinische Gesundheitsversorgung in Machmur ist deutlich günstiger als im Rest des Landes und keinem Mensch wird wegen fehlendem Geld die Behandlung verweigert.
Wir wollen das Camp Machmur und insbesondere die dortige Arbeit im Gesundheitsbereich mit dieser Spendenkampagne unterstützen. Unser erstes Ziel ist es, einen Krankenwagen für das Camp zu finanzieren. Darüber hinaus eingehende Spenden sollen zum Erwerb eines Stromgenerators beitragen, mit dem die Krankenstation in Betrieb gehalten werden kann, auch wenn kein Strom im Camp fließt.
Unterstützt die Spendenkampagne, verbreitet sie in eurem Umfeld und sammelt Gelder dafür! Mit eurer Spende unterstützt ihr nicht nur ein humanitäres Gesundheitsprojekt, ihr leistet auch einen wichtigen Beitrag für ein alternatives Gesellschaftsprojekt mit dem Fluchtursachen seit 20 Jahren bekämpft werden!
Die Revolution in Rojava (Westkurdistan/Nordost-Syrien) ist von vielen Seiten bedroht: Die kurdische Bevölkerung setzt sich in Syrien seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 intensiv für Frieden sowie den Aufbau einer demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft ein. Sowohl das syrische Regime selbst, als auch Dschihadisten aus aller Welt, verhindern, dass humanitäre Hilfsmittel und lebenswichtige Ressourcen (Lebensmittel, Öl, Gas, Wasser, Medikamente) ungehindert diese Region erreichen können. Neben einem Embargo gegen die kurdische Bevölkerung von den Anrainer-Staaten kommt es vielfach zu direkten militärischen Angriffen. Hierbei wird auch vor humanitären Hilfseinrichtungen wie dem Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor a Kurd) in Kobanê (Ain al-Arab) nicht halt gemacht.
Am 11. November 2013 wurde die Krankenstation der Heyva-Sor-Zentrale in Kobanê durch einen Anschlag mit einer Autobombe zerstört. Bei dem Angriff kamen 14 Menschen, darunter auch fünf Kinder, ums Leben. Heute steht dort nur noch eine Ruine.
Wir, die Kurdistan Hilfe e. V., wollen durch Spenden direkte Hilfe leisten, damit die Station von Heyva Sor a Kurd wieder ihre Arbeit aufnehmen kann. Dafür brauchen wir Eure Unterstützung! Das Zentrum soll wieder in Selbstverwaltung aufgebaut und geführt werden. Es soll ein großes Gebäude mit sieben Räumen (Behandlungs-, Arzt-, Büro-, Depoträume) und einem großen Versammlungssaal aufgebaut und mit medizinischen und anderen technischen Geräten, sowie Fahrzeugen ausgestattet werden. Dort werden etwa zwanzig kurdische Frauen und Männer gemeinsam arbeiten und die Bevölkerung wieder sozial und medizinisch versorgen können.
Mit Eurer direkten Unterstützung leisten wir unseren Beitrag für ein Erstarken der demokratischen Strukturen in einem mörderischen Krieg.
- Wir erklären uns solidarisch mit den Menschen in Rojava und fordern die Beendigung des Embargos, den freien Zugang humanitärer Hilfen, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern.
- Wir fordern die Beendigung sämtlicher Waffenlieferungen aus der Türkei und anderer Länder, um die Massaker und Menschenrechtsverstöße der Al-Qaida-Gruppen und der Regimekräfte zu beenden.
IBAN DE40 2005 0550 1049 2227 04 (Haspa)
Stichwort: Rojava
Die Kurdistan-Hilfe ist ein gemeinnütziger Verein. Spendenquittungen werden - wenn Sie Ihre Anschrift auf dem Überweisungsträger angeben - Ende des Jahres ausgestellt.
Hintergrundinformation
Die kurdische Bevölkerung hat demokratische Selbstverwaltungsstrukturen in Nordost-Syrien aufgebaut, woran sämtliche dort lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen beteiligt sind. Rojava ist bspw. derzeit die einzige Region des Landes, in der assyrische Christen sicher leben und sich an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligen können.
Die jetzige Übergangsverwaltung der autonomen Region Rojava setzt sich aus dem „Kurdischen Hohen Rat“ (sämtliche kurdischen Parteien Syriens) und anderen Bevölkerungsgruppen, wie den Arabern und Assyrern zusammen. In sämtlichen Gremien liegt der Frauenanteil bei 40%. Die Realität in Rojava ist von Menschen geprägt, die nicht weiter bereit sind, patriarchale Gesellschaftsstrukturen oder andere Unterdrückungsmechanismen hinzunehmen.
Aufgrund der hohen Anzahl von Binnenflüchtlingen leben dort mehr als drei Millionen Menschen. Der kurdische Rote Halbmond von Rojava (Heyva Sor a Kurd a Rojava) hat dazu folgende Zahlen veröffentlicht:
- Einwohnerzahl: 400.000 und ca. 500.000 Binnenflüchtlinge
- Einwohnerzahl: 300.000 und ca. 350.000 Binnenflüchtlinge
- (der Ansturm der Flüchtlinge dauert aufgrd. der Kämpfe in Aleppo an) Einwohnerzahl: 1.300.000 und mehr als 500.000 Binnenflüchtlinge
- Stand: Januar 2014
Die kurdischen Organisationen in Rojava, die sich um die Binnenflüchtlinge kümmern, werden in keiner Weise international unterstützt.
Das gesamte Projekt der Selbstverwaltung in Rojava kann als Vorbild zur Transformation Syriens und darüber hinaus der mittelöstlichen Gesellschaften zu fortschrittlichen Demokratien gesehen werden. Gerade das ist jedoch Regionalmächten und Dschihadisten aus dem Al Qaida Netzwerk ein Dorn im Auge. Die Türkei, Katar und Saudi Arabien unterstützen die dschihadistischen Gruppen mit Waffen, Strategien zur Kriegsführung, Geldern, ärztlicher Versorgung und militärischer wie ziviler Infrastruktur, um eine Stabilisierung der kurdischen Regionen Syriens mit allen Mitteln zu verhindern. Folge davon sind Angriffe auf die autonomen Gebiete in Rojava sowie Massaker gegen die Zivilbevölkerung. Auch das Assad-Regime will eine weitere stabile Entwicklung dieser Region verhindern.
Die kurdische Bevölkerung Syriens ist bestrebt eine friedliche Lösung im Syrienkonflikt zu erreichen sowie für das Recht auf ein freies Leben zu kämpfen, damit in einem demokratischen Syrien sämtliche Bevölkerungs- und Religionsgruppen gemeinsam und partnerschaftlich miteinander leben können. Um das Bestreben zur Umsetzung dieses Ziels zu stärken, ist die Unterstützung der dortigen Bevölkerung mit lebensnotwendigen Hilfsgütern und freien Handel zu ermöglichen.
25. Februar 2014
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